Von Liane 

Juli 4, 2022

Halbjahres-Check: Zeit für Reflexion

Die ersten sechs Monate sind vorbei. Ein guter Zeitpunkt, um einen Halbjahres-Check zu starten. Einmal Innehalten. Auf einen Stein setzten und in das Tal hinunter schauen. Darüber freuen, welche Wegstrecke schon zurückgelegt wurde. Mit den großen und kleinen Steinen, die da so im Weg lagen. Oftmals wird das vergessen. Vielleicht weil die Zeit nicht da ist. Oder weil man es eben noch nie gemacht hat.

Ich habe dies viele Jahre auch nicht gemacht. Es war immer der Blick nach vorn. Heute weiß ich, dass der Blick zurück und ein kleines bisschen verweilen sehr wichtig ist. Es läuft sich anschließend nach vorn viel leichter und sicherer.

Meine Empfehlung ist, den Halbjahres-Check schriftlich zu machen. Also mit Blog und Stift. Dabei wirkt der Stift wie eine Verlängerung des Gehirn. Das Schreiben mit dem Stift ist langsamer, deshalb können die Gedanken und Gefühle besser geordnet werden.

Du kannst den Halbjahres-Check nur für Dein Business machen. Ich empfehle den privaten Bereich mit einzubeziehen. Hast Du Mitarbeiter, mit denen Du den Halbjahres-Check auswerten möchtest, dann einfach extra aufschreiben.

Hier eine Anregung, wie Du Deinen Halbjahres-Check machen kannst. Ich gestalte diesen so.

Was ist alles super gelaufen

Hier trägst Du alles zusammen was Dir dazu einfällt. Jedes Detail erfassen, auch wenn es gefühlt, noch so klein ist. Meist neigen wir dazu, nur die großen Dinge uns zu merken. Oftmals sind es aber die kleinen Dinge, die eine große Wirkung erzielen. Ich schaue dazu zum Beispiel auch in meinem Kalender nach. Seit wir in der Kanzlei immer am Montag unseren Jour-Fix haben, fällt es mir leichter, mich an die Dinge zu erinnern, die super gelaufen sind. Denn jeder muss mindestens zwei Dinge aus der letzten Woche nennen, die für ihn besonders schön waren. Dazu zählen bei uns auch private Dinge soweit diese erzählt werden möchten.

Diese wöchentlichen Dinge halte ich auch alle schriftlich fest. Denn sonst könnte ich mich an vieles am Montag nicht mehr erinnern, Das ist also für mich ein gutes „Nachschlagewerk“ für meinen Halbjahres-Check.

Vielleicht helfen Dir auch Deine Fotos. Oder Du hast ein Bullet-Journal. Schreib alles auf, was Dir einfällt von den letzten sechs Monaten. Hast Du alles aufgeschrieben, dann lies Dir die vielen tollen Dinge nochmal durch. Freu Dich darüber. Feire Deine Erfolge.

Was ist nicht so gut gelaufen

Zu einem Halbjahre-Check gehören auch die Dinge, die nicht so gut gelaufen sind. Auch hier alles aufschreiben. Da wir Menschen ja dazu neigen, uns die negativen Dinge viel besser zu merken, wird hier meist kein „Nachschlagewerk“ benötigt. Hier geht es eher darum, ehrlich mit sich selbst zu sein. Sich also wirklich einzugestehen, wenn etwas nicht so gelaufen ist, wie geplant.

Beim Aufschreiben muss auch kein Entschuldigung gesucht werden, warum dies nicht so lief. Es geht darum, alle Sachverhalte schriftlich festzuhalten. Denn aus diesen Dingen wollen wir ja unsere Erkenntnisse für die Zukunft schöpfen. Wenn ich die Dinge mir aufschreibe, spüre ich bereits beim Schreiben, dass der kleine Groll, der sich in mir bei den Gedanken regte, schon etwas verflüchtigt.

Auch diese Liste im Anschluss nochmal durchlesen. Diese Dinge sollten gewürdigt werden, damit sie vom Gehirn verarbeitet werden können und die offenen Schubkästen geschlossen werden. Dann ist auch wieder Energie frei für neue Dinge.

Was hat Dich abgehalten

Du hast aufgeschrieben, was alles nicht so gelaufen ist. Jetzt wird alles notiert, was Dich davon abgehalten hat. Ich habe zum Beispiel für manche Dinge den Zeitbedarf falsch eingeschätzt. Mein Wochenplaner hatte nicht genug Pufferzeiten, um unvorhergesehene Dinge abzufedern. Bei mir sind es definitiv die Ressourcen Zeit und Mitarbeiter, die mich davon abgehalten haben, alle Ziele im ersten Halbjahr zu erreichen.

Vielleicht ist es bei Dir die Ressource Geld oder Technik. Mitunter liegt es auch in der Zusammenarbeit mit Deinen Kunden. Sie haben unbewußt die Herrschaft über Deinen Kalender übernommen.

Möglicherweise hat sich auch die Sichtweise auf manche Dinge geändert. Oftmals sind es Dinge im privaten Umfeld die dazu führen, dass die Prioritäten verschoben werden. Jetzt gilt es zu klären, ob das von Außen beeinflusst wurde oder ob Du das selbst bestimmen konntest. Zahlt die Tätigkeit, die Du machst, auf Dein Konto -Zielerreichung- ein?

Welche große Herausforderung hast Du gemeistert

Der Halbjahres-Check soll Energie für das zweite halbe Jahr liefern. Deshalb ist es wichtig, dass wir uns nochmal bewußt machen, dass trotz der kleinen Steine und Hügel, oder gerade deshalb, viele tolle Dinge gemeistert wurden. Schreib auf, was Deine größte Herausforderung war, die Du gemeistert hast.

Dies ist ein sehr gutes Werkzeug nicht nur zu Reflexion. Auch für die Zukunft. Es wird immer Herausforderungen geben. Manchmal ist man aber nicht so in seiner Energie, um diese locker zu meistern. Dann kannst Du das, was Du jetzt aufschreibst, nochmal lesen. Du kannst herausfinden, wie Du diese Herausforderung angenommen hast. Gibt es etwas, was Du daraus zur Lösung der jetzigen Situation verwenden kannst.

Dies können Gespräche mit schwierigen Kunden gewesen sein. Oder die Integration neuer Technik. Das Aufstellen neuer Prozesse oder die Anpassung bestehender Prozesse. Vielleicht war es auch die Einführung einer neuen Dienstleistung.

Bei mir war in diesem Halbjahr die größte Herausforderung, die Kanzlei immer geöffnet zu haben. Corona und seine Folgen haben uns da in der Kanzlei doch ganz schön zugesetzt. Auch wenn durch Home-Office die Arbeit gemacht werden konnte, ist doch der Mensch vor Ort in der Kanzlei unersetzbar. Und wenn dann das Telefon, trotz Rufumleitung, auch nicht immer das macht ,was es soll, wird es ganz schwierig.

Halbjahres-Check nicht ohne Zahlen-Check

Das Überprüfen der Zahlen gehört selbstverständlich auch mit dazu. Leg für Dich fest, welche Zahlen für Deine Unternehmensentwicklung wichtig sind. Vergleiche diese mit Deinen Planzahlen die Du zum 1.1. festgelegt hast. Wenn Du keine Planung zu Beginn des Jahres gemacht hast, ist auch kein Problem. Dann überleg Dir jetzt, woran Du messen kannst, ob Dein Unternehmen so läuft, wie Du Dir das wünschst. Damit hast Du schon eine Vergleichsgröße für das zweite halbe Jahr. Besser jetzt anfangen als nie. Vielleicht ist das ja jetzt genau der erste Schritt, um für Dich Klarheit in Deine Unternehmenszahlen zu bekommen.

Bei mir ist es der Umsatz, der Forderungsbestand, der steuerliche Gewinn und der Gewinn in Cash, der sich auf meinem Gewinnkonto dank Profit First befindet. Immer am 1.7. ist Gewinnausschüttung für das zweite Quartal. Die Belohnung für die Verantwortung, den Einsatz, dafür, dass es überhaupt die Kanzlei gibt.

Ich checke auch noch meine Arbeitsstunden. Mir ist es wichtig, gerade auch diese Entwicklung immer zu prüfen. Dadurch überwache ich auch meinen Stundenlohn. Arbeitnehmer haben es verdient, einen angemessenen Stundenlohn für ihre Leistung zu erhalten. Ich bin der Meinung, dass dieses Recht auch jede Inhaberin oder Inhaber hat.

Den Umsatz den ich geplant habe per 30.6., konnte nicht ganz erreicht werden. Mit einem Minus von 5.013,00 Euro wird das erste halbe Jahr beendet. Das der Gewinn auch nicht erreicht wird, war mir schon Ende April bewusst. Denn die Ausgaben überwache ich durch meine Monthly Nut. Es gibt viele neue Projekte, die standen am 1.1. noch nicht auf dem Plan. Sie haben sich in der Entwicklung so ergeben. Aber Planung heißt ja auch nicht, kein rechts kein links.

Ein Ziel für 2022 ist auch 52 Blogartikel zu schreiben. Bisher auf der Webseite veröffentlicht sind 21. Ich denke, das Ziel wird 2022 erreicht. Einige Veränderungen wurden dazu bereits vorgenommen. Insbesondere, um die Ressource Zeit, bei mir etwas zu entlasten.

Prüfe also die Zahlen, die Dir wichtig sind. Die Du im Blick haben möchtest. Das können natürlich auch Zahlen zu den unterschiedlichen Sozial Media Kanälen sein.

Auch hier gilt bei der Auswertung. Nicht Enttäuscht sein, wenn sich etwas nicht so darstellt wie gewünscht. Im Gegenteil, die Auseinandersetzung damit hilft, viele Dinge in der Zukunft besser zu machen. Aus der Vergangenheit lernen für die Zukunft.

Wo möchtest Du am 31.12 stehen

Diese Frage hast Du Dir sicher schon am 1.1. gestellt. Vergleich dies mit dem Wissen von heute. Sind das immer noch Deine Ziele? Hat sich da etwas verändert? Passt dies für Dich noch alles? Haben sich bei Dir vielleicht die Prioritäten verschoben. Möchtest Du Deinen Focus neu ausrichten oder etwas nachjustieren?

Ich betrachte mir meine Ziele, die ich mir am 1.1. notiert hatte. Gehe diese für mich durch, wie auf einer Checkliste. Passt noch, passt nicht mehr so. Hier muss also nachgebessert werden. Oder passt gar nicht mehr. Dann wird der Punkt gestrichen auf dieser Liste.

Zu Beginn des Jahres hatte ich mir vorgenommen, neben dem bereits bestehenden Greenhor-Kurs, noch zwei weitere Selbstlernkurse für das System Profit-First, in der Akademie zu integrieren. Heute weiß ich, dass ich diese Projekte in das Jahr 2023 verschieben muss.

Ich möchte in der zweiten Jahreshälfte nicht so viel Zeitdruck haben. Die große Grundsteuerreform bindet ein großes Zeitvolumen. Hier möchte ich zum Jahresende sagen können: Ja, es wurde alles innerhalb der Frist geschafft.

Aktivitätenplan für das zweite Halbjahr

Wenn die Ziele alle überprüft und klar sind, dann geht es an die Planung. Ich beginne immer vom Ende. Wenn ich weiß, was ich da erreicht haben möchte, dann gilt es zu prüfen, was muss dann bis zum 30.11. erreicht haben. Wenn am 30.11. das Ergebnis da sein soll, was muss bis zum 31.10. erreicht werden und so weiter. Und hier geht es um die Aktivitäten. Was muss ganz konkret gemacht werden?

Es ist nicht ausreichend als Ziel festzulegen, es soll ein Umsatz von Summe X erreicht werden. Die Zahl ist natürlich wichtig, dass die Zielerreichung gemessen werden kann. Dann geht es um die ganz konkrete Umsetzung. Was muss gemacht werden? Bei mir sind es unter anderem die Anzahl der Jahresabschlüsse die erstellt werden müssen. Wer erstellt welche?Welches Zeitfenster muss dazu eingeplant werden? Welche Abstimmungen hat die Finanzbuchhaltung bis wann zu erledigen?

Das bietet Gelegenheit festzustellen, welche eigenen Ressourcen sind vorhanden. Können Prozesse evtl. verändert werden, damit die Tätigkeiten effizienter abgewickelt werden. Wird Unterstützung benötigt? Wenn ja, durch wen? Du hast Dir die Punkte notiert, die Dich abgehalten haben, Deine Ziele zu erreichen. Nutze diese Erfahrungen daraus Deinen Aktivitätenplan zu erstellen.

Ich wünsche Dir viel Erfolg bei Deinem Halbjahres-Check. Wenn Du möchtest, kannst Du Dir auch gern unseren Podcast dazu anhören.

Ich freue mich, wenn Du mir einen Kommentar zu diesem Artikel da lässt:

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    Liane

    Über die Autorin

    Mein Name ist Liane und ich bin die Gründerin der Kanzlei. Vor über 20 Jahren auf der sogenannten grünen Wiese gegründet, unterstütze ich UnternehmerInnen bei der Umsetzung ihres Wunschbusiness. Seit 2020 bin ich zertifizierte Profit First Professionell und begleite meine Kunden bei der gesunden Businessentwicklung.

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